Konkreter Blick aufs eigene längere Leben
von Elisabeth Michel-Alder
Zum 60. Geburtstag müsste bei jeder Frau, jedem Mann neben der Kaffeetasse ein persönliches Dokument liegen, das über die spezifische weitere Lebenserwartung informiert. Würden die Leute in Kenntnis der Dinge ihr drittes Lebensdrittel anders gestalten, als wenn sie einfach hineinschlitteln? Bewusster Ziele anpeilen und Weichen stellen? Gewisse Probleme vermeiden? Anders budgetieren? Menschen altern sehr unterschiedlich, doch Bevölkerungsstatistik und ein paar biomedizinische Daten wie Proteine im Blut oder Händedruck erlauben bereits recht wirklichkeitsnahe Aussagen zur Dauer des langen Lebens. (Natürlich gibt's darüber hinaus Überraschungen, genau wie bei Dreissigjährigen.)
Die englischen Sozialwissenschaftler Warren Sanderson und Sergei Scherbov sind überzeugt, dass der Blickwechsel auf die eigene Zukunft statt auf Vergangenheit oder den Jahrgang sowie der Fokus auf das biologische Alter anstelle des chronologischen revolutionär wirken können. Ist das so? Pensionskassen könnten als Dienstleistung solche persönlichen Schätzungen zur Verfügung stellen und die Wirkung beobachten.
