Kurzschluss vom Alter auf Gesinnung

von Elisabeth Michel-Alder

Die Politologin Rahel Freiburghaus geriet ins Sturmgewitter mit ihrem Vorschlag, den Älteren das Stimmrecht zu rationieren, auch - nicht nur - um das Rentensystem zu reformieren. Künftige Generationen sollen nicht übermässig belastet werden. Vieles an diesem Vorschlag ist diskussionsbedürftig, mich interessiert vor allem, dass den Älteren unterstellt wird, sie würden ihre politischen Rechte im Interesse des eigenen Portemonnaies und aufgrund des Geburtsdatums ausüben. 2024 waren in der Schweiz 71% der Stimm- und Wahlberechtigten zwischen 18 und 64 Jahre alt; über 64jährig waren 29%. Lauert da reale Gefahr?

Bedenklicher als die Furcht vor grauer Übermacht scheint mir die Denkfalle, Altersgruppen mit homogenem Gedankengut zu phantasieren. "Wer über 65 ist, will höhere Renten" ist die Annahme. Die Unterschiede bei politischen Präferenzen innerhalb der 29% älteren Schweizer Stimmberechtigten sind erfahrungsgemäss gross. Kaum jemand definiert sich in erster Linie über seinen Jahrgang. Das merken auch Jobportale, die sich gezielt an ü50 oder Senioren wenden. Sie blühen nicht wirklich. Wer eine Aufgabe sucht, definiert sich über Interessen und Kompetenzen und sucht passende Tätigkeitsfelder, nicht einen Hintereingang für Silberrücken.

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