Leisten und auftanken
von Elisabeth Michel-Alder
Work/Life-Balance
1950, an der letzten Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien, war die italienische Nationalmannschaft 15 Tage lang im Schiff unterwegs, um nach Südamerika zu gelangen. (NZZ vom 10.Juni 2014). Heisst: Gut zwei Wochen „Urlaub“ waren eingeplant vor dem grossen Ereignis, der entscheidenden Leistung.
Lassen wir die Gedanken etwas weiter schweifen: Gäbe es keine Flugzeuge, müssten wir wie die Tschütteler 1950 für interkontinentale Reisen längere Zeitspannen reservieren. Es würden sich in der Biografie grosszügigere Regenerationsfenster öffnen, weil wir auf Besuche von globalisierten Freunden und Familienangehörigen ja nicht verzichten möchten. Man würde Ferienwochen nicht häppchenweise konsumieren, sondern koppeln und zu Chancen für Perspektiven- und Tapetenwechsel und fürs tiefe Durchatmen machen. Kurzurlaube würden in die geografische Nähe führen und nicht am Gate in Kloten beginnen. Kurz: Der Jahres- und Lebenslauf wäre von andern Rhythmen bestimmt; die Sehnsucht nach Work/ Life-Balance hätte andere Inhalte als die heute immer wieder diskutierten. Wir würden anders im Beruf reifen, wenn…