Schwächere Bindung an die Arbeit
von Elisabeth Michel-Alder
Im neulich publizierten Generationen-Barometer 2025 fällt auf, dass sich jüngere Jahrgänge (18 - 25) schlecht vorstellen können, auch nach 65 zu arbeiten. Anders die befragten 65Jährigen; eine knappe Mehrheit unterstreich ihre Freude am Beruf und es mangelt ihr weder an Energie noch an den gesundheitlichen Voraussetzungen. Was steckt hinter den ungünstigen Vorstellungen der Jüngeren? Eine schnelle Antwort lautet: Der aktuelle dominierende Lebens- und Arbeitsstil. Tiefer nach Gründen für diesen Stil gebohrt, könnte eine Antwort lauten, dass die Bindungskraft von Beruf und Unternehmen schwindet. Der Rückzug ins Homeoffice kann als Symptom dafür gelesen werden. Flexibilität gilt als zentrale Tugend. Heisst: Nur nicht einwurzeln. Rasch wechseln; nach Alternativen Ausschau halten, den Drohungen des technologischen Wandeln ein Schnippchen schlagen, nur begrenzt Energie investieren. Schwächere Bindungen fördern wahrscheinlich die Beweglichkeit. Vieles zu erproben, erweitert ja den Erfahrungsschatz.
Doch: Starkes Engagement erhöht die Resonanz auf Resultate. Distanziertere Beziehungen zu Arbeit mindern Spass und Erfolg. Viele Jobs entwickeln kaum grosse Bindungskraft. Doch dort, wo Jüngere verbindliches Engagement in die Arbeit verschmähen, winken den bindungsbereiten Erfahrenen grosse Chancen. Vorausgesetzt, das Generationen-Barometer hat richtig gemessen.
